Neue Wege statt routinierter Pfade –
9. Zukunftskongress Staat & Verwaltung
„Es ist an der Zeit, neue Wege zu gehen und routinierte Pfade zu verlassen.“ Das Mindset zeigte sich nicht nur im „hippen“ Veranstaltungsort des 9. Zukunftskongress, dem Berliner Westhafen.
„Es ist an der Zeit, neue Wege zu gehen und routinierte Pfade zu verlassen.“ Das Mindset des Wegweiser, Veranstalter des 9. Zukunftskongress Staat & Verwaltung, zeigte sich nicht nur im „hippen“ Veranstaltungsort, dem Berliner Westhafen. Es schimmerte auch in jeder Diskussion, jedem Vortrag, jeder Keynote durch. So zeigten die Debatten der diesjährigen Top Themen: Digitale Souveränität, Cloud und Verwaltungsmodernisierung deutlich, dass die öffentliche Verwaltung bei den großen Zukunftsaufgaben Digitalisierung und Demografie die ausgetretenen Pfade verlässt. Der 9. ZuKo lieferte neben Impulsen auch Klarsichten, die sich wie ein roter Faden durch die Diskussionen zogen. So scheiterten beispielsweise viele Digitalisierungsprozesse nicht etwa an fehlender IT oder Kompetenz. Ursächlich sei häufig die Legacy – über Jahrzehnte gewachsener Fachprozesse.
Wagemut, Freiheit und Kollaboration
„Digitalisierung ist in der Herzkammer unserer Regierungsarbeit.“ Mit diesen Worten eröffnete Dr. Markus Richter, CIO des Bundes, den ZuKo Talk. Allerdings, so Richter weiter, sei die Digitalisierung absolut kein Selbstläufer. Denn die gewachsene, sehr diverse Landschaft von Fachprozessen, von singulären Lösungen, könne man nicht so einfach „abschalten“. Dazu brauche es mehr Mut, ergänzte er. „Mut braucht es vor allem, wenn man sich in Grauzonen bewegt, wo es Risken gibt. Und ich lade dazu ein, von Entscheidungsspielräumen Gebrauch zu machen. Mit Pragmatismus und Lösungen. Das ist eine Mindset-Frage.“, skizzierte der Bundes-CIO die Leitplanken für die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung.
Michael Kretschmer, Ministerpräsident des Landes Sachsen, sprach sich dafür aus, das Stichwort Deutschlandtempo zum leitenden Gedanken für die digitale Verwaltung zu machen. Denn aus seiner Sicht braucht es beim Thema Digitalisierung einen neuen Geist in Behörden und Ämtern und es brauche mehr Freiheit.
Mehr Tempo versprechen sich Politik, Verwaltung und Digital-Wirtschaft zudem von mehr Kollaboration und Kooperation. Hand in Hand müssten Digitalisierung und Modernisierung der öffentlichen Verwaltung in Zusammenarbeit mit IT-Dienstleistern gehen. Die digitale Transformation werde nur gemeinsam erfolgreich sein und „die Führungskräfte im öffentlichen Dienst müssen verstehen, dass die Digitalisierung kein Nebenaspekt ist, sondern eine der ganz zentralen Führungsaufgaben“, betonte Bundesbauministerin Klara Geywitz.
Innovation durch Souveränität
Top-Thema des 9. Zukunftskongresses war digitale Souveränität. Kein anderes stand so häufig auf der Agenda und oder wurde in vergleichbarer Breite und Tiefe diskutiert. Dabei standen im Zentrum zwei Fragen: Schafft Souveränität Innovation? Oder, schafft Innovation die von der öffentlichen Verwaltung angestrebte digitale Souveränität? Beides erscheint auf dem Kongress vorstellbar. Bundes-CIO Dr. Markus Richter verdeutlichte noch einmal das Verständnis von digitaler Souveränität in Regierung und Verwaltung. Es ginge, so Richter, nicht um Autarkie. Aber Auswahlmöglichkeiten und Wettbewerb müssten erhalten bleiben. Es müsse möglich sein, Lizenzbedingungen zu generieren, die es der Verwaltung gestatten, „auch mal Dinge auszutauschen.“ Entscheidend sei zudem, „dass wir einen gemeinsamen Werte-basierten Ansatz fahren“, so Richter weiter. Bund, Länder und Kommunen als Umsetzer und Macher der digitalen Transformation müssten, so Steffen Saebisch vom Bundesfinanzministerium, „vor allem flexibel und pragmatisch bleiben, im Prozess lernen und Strategien auch anpassen.“
Souveräne Cloud – als Chance für den Kulturwandel
Flexibilität, Pragmatismus, Lernbereitschaft und besonders Kooperation – das seien wichtige Voraussetzungen, um auch die souveräne Cloud, als Riesenchance für die Verwaltung zu begreifen. Konsens herrschte auf dem 9. Zukunftskongress auch darüber, dass es nicht allein um technische Verfügbarkeit geht. Zum einen seien die Innovationszyklen in der Digitalisierung kurz, in der Verwaltung hingegen sehr lang. Iteratives Vorgehen und Parallelisierung der Prozesse könnte Tempo schaffen, erfordere aber einen Kulturwandel in Ämtern und Behörden. Gebraucht werde dabei die Zusammenarbeit von „allen Playern, die sagen, das kriegen wir hin,“ brachte es ein Branchenvertreter auf den Punkt. Nur so käme man zu Lösungen, die die öffentliche Verwaltung brauche. Zudem unverzichtbar, das machte der Kongress sehr deutlich, sind Datenstrategien und Datenklassifikationen. Dabei geht es um die Fragen: Welche Daten gehören wohin? Müssen alle Daten in die Cloud?
IT-Modernisierung, Automatisierung und KI
Der dritte Schwerpunkt betraf Fragen rund um die IT-Modernisierung, Automatisierung und den Einsatz von KI. Dabei wurde deutlich, vor welchen großen Herausforderungen die öffentliche Verwaltung derzeit steht. Fehlende Fachkräfte, der Verlust an Wissen, knappe Ressourcen und vielfältige neue Aufgaben sowie wenig Zeit – so die Bestandsaufnahme. „Das Wissen geht in Rente.“, fasste Gisela Meister-Scheufelen, Mitglied des Normenkontrollrat Baden-Württemberg, das Kernproblem zusammen. Denn ein Drittel der Mitarbeiter wird die öffentliche Verwaltung in den nächsten Jahren verlassen. 360.000 Neue, so die Prognose, werden benötigt.
Punktuell setzt die öffentliche Hand bereits auf Künstliche Intelligenz, um Personalengpässe abzufedern und effizienter zu arbeiten. Doch die Erfahrungsberichte aus der Praxis verdeutlichen auch die Schwierigkeiten damit. So mangelt es zum einen an Datenqualität und Datenmanagement – denn jede KI braucht zunächst einmal maschinenlesbare und -interpretierbare Daten. Zum anderen hapere es vielfach am Datenschutz.
#einfachmachen
Innerhalb des Spektrums von Datenqualität und -management fielen ebenfalls die Buzzwords: Standardisierung, Datensilos und Insellösungen – als spezifische Folgen der Digitalisierung in den Bundesländern. Betont wurde außerdem die Bedeutung von Organisationskultur besonders im Umgang mit Fehlern. Eine positive Fehlerkultur sei – so der Konsens zwischen Politik, Verwaltung und Digitalwirtschaft – ein wirksamer Hebel, um die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung voranzubringen. Dabei gehe es nicht darum zu scheitern, sondern bereits in einer frühen Phase zu erkennen, was funktioniere. Katharina Große, Koordinatorin Verwaltungsmodernisierung in Baden-Württemberg, gab ihren Kollegen aus Ämtern und Behörden folgerichtig den Rat: „Einfach mal machen.“ Und damit stand sie nicht allein. Wie ein Mantra durchzog dieser Appell alle drei Tage des Kongresses. Und es schien, als seien sich die rund 2.000 Teilnehmenden aus Bund, Ländern und Kommunen sowie Wissenschaft, Gesellschaft und Digitalwirtschaft in diesem Punkt einig. „Ganz wichtig ist, dass wir keine Angst vor den Prozessen haben“, drückte es Bundesbauministerin Klara Geywitz aus.
9. Zukunftskongress bestätigt Disy´s Erfahrungen
Die vielfältigen Argumente, die komplexen Fragen sowie die zahlreichen Impulse des 9. Zukunftskongresses bestätigen unsere in über 25 Jahren gesammelten Erfahrungen. Ängste ernst nehmen, in kleinen Schritten beginnen, kooperativ und pragmatisch vorgehen auf dem Fundament geteilter Werte – das sind seit jeher die Bausteine von Disy´s Lösungsphilosophie. „Es ist sehr wichtig, dass Anbieter und Nutzer in einem guten Dialog stehen. Nur so können Bedarfe sinnvoll adressiert werden“, erläutert Claus Hofmann, Geschäftsführer von Disy. Dazu gehören auch die Kernelemente der digitalen Souveränität – mitgestalten und beeinflussen – die sich in unserer bedarfsorientierten Lösungsentwicklung wiederfinden. Und auch die Themen unserer Best-Practice-Dialoge auf dem Kongress: Datenerschließung, Datenmanagement und Datennutzung sind für uns vor wie nach dem Zukunftskongress relevant. Wir ermutigen und begleiten die öffentliche Verwaltung bereits seit mehr als zwei Dekaden auf dem Weg zu einer guten Datenkultur, als Basis für eine nachhaltige und organisationsweite Nutzung von Daten.