Interaktive Hochwasserkarten mit Cadenza Web veröffentlichen
Schleswig-Holstein, Thüringen, Baden-Württemberg und Sachsen veröffentlichen interaktive Hochwasserkarten in Webportalen auf Basis von Cadenza Web. Damit erfüllen sie die Vorgaben der europäischen Hochwasserrichtlinie für den 2. Berichtszyklus.
Der eine oder andere erinnert sich vielleicht noch an die dramatischen Bilder vom August 2002, als ein Jahrhunderthochwasser die Dresdner Altstadt und weite Teile von Deutschland überflutete. Um die Gefahren durch Flusshochwasser, Sturm- oder Sturzfluten länderübergreifend zu verringern, gibt es seit 2007 europaweite Vorgaben durch die Richtlinie „Bewertung und das Management von Hochwasserrisiken (EU-HWRM-RL)“.
Diese Richtlinie verpflichtet alle Mitgliedsländer bis Ende 2013 Hochwassergefahrenkarten zu erstellen, in denen alle Gebiete mit dem Überflutungsausmaß für verschiedene Eintrittswahrscheinlichkeiten erfasst werden. Ebenfalls bis zu diesem Zeitpunkt sollen sie in Hochwasserrisikokarten die nachteiligen Folgen auf die menschliche Gesundheit, die Umwelt, das Kulturerbe und wirtschaftliche Tätigkeiten beschreiben.
Beide Typen dieser Hochwasserkarten zusammen bilden die Grundlage für die bis Ende 2015 zu erarbeitenden Hochwasserrisikomanagementpläne, einem Bündel geeigneter Maßnahmen zur Reduzierung der Hochwasserrisiken.
Hochwasserkarten für den zweiten Berichtszyklus sind veröffentlicht
Die EU-HWRM-Richtlinie gibt vor, dass die Karten und Pläne alle sechs Jahre überprüft und aktualisiert werden sollen, also bis Ende 2019 die Hochwassergefahrenkarten und -risikokarten sowie bis Ende 2021 die Hochwasserrisikomanagementpläne. Bei der Überprüfung wird auch die voraussichtliche Auswirkung des Klimawandels auf das Auftreten von Hochwasser berücksichtigt. Anschließend werden die Ergebnisse innerhalb von drei Monaten an die EU-Kommission weitergegeben.
Auch wenn die EU-HWRM-RL den Bund in die Pflicht nimmt, sind die Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten durch die zuständigen Landesbehörden zu erstellen. Damit am Ende aber über die Ländergrenzen hinweg inhaltlich und gestalterisch möglichst einheitliche Kartenwerke entstehen, hat die Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) Empfehlungen definiert. Diese Karten müssen auch den regionalen Informationsbedürfnissen und -pflichten entsprechen und können zusätzliche Informationen enthalten. Neben den zuständigen Behörden und Institutionen sollen auch betroffene Bürger zur Verbesserung der Eigenvorsorge über landesweite Webportale auf diese wichtige Informationsquelle zugreifen können.
Bundesländer veröffentlichen Hochwasserkarten mit Cadenza Web
So stellt Schleswig-Holstein seine Hochwassergefahren- und risikokarten für Küstenhochwasser und Flusshochwasser für beide Berichtszyklen als interaktive Kartenanwendung bereit. Neben den Hochwasserkarten sind im ZeBIS-Portal, dem zentralen Betrieb der Informationssysteme auf Basis von Cadenza Web, u. a. die Themen Biotopkartierung, Anlagenkataster und Bodendauerbeobachtung integriert. Verantwortlich ist das Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (MELUND).
Das Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) betreibt seinen Kartendienst ebenfalls mit Cadenza Web und bietet hier eine Vielzahl von Recherchemöglichkeiten zu umweltrelevanten Themen an. Zur Hochwasserproblematik werden für alle Einzugsgebiete detaillierte Gefahren- und Risikokarten verschiedener Extremereignisse angeboten, die u. a. die maximale Ausdehnung des Wasserspiegels, Wassertiefen sowie die Nutzung betroffener Flächen zeigen. Zudem können auch Hochwassermarken historischer Ereignisse angezeigt und nach räumlichen und sachlichen Kriterien gefiltert werden.
Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) stellt über ihren interaktiven Daten- und Kartendienst der LUBW neben neun weiteren Themen die Hochwasserdaten im übergeordneten Thema Wasser für die Öffentlichkeit bereit. Die Hochwasserrisikobewertungskarte setzt sich aus vier Kartenthemen (Layern) für die Schutzgüter menschliche Gesundheit, Umwelt, Kulturerbe und wirtschaftliche Tätigkeiten zusammen, die je nach Bedarf ein- und ausblendbar sind.
In Sachsen ermöglicht das Datenportal iDA (interdisziplinäre Daten und Auswertungen) den Zugriff auf zahlreiche Umweltdaten und Kartenbestände. Auch hier hat das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfLUG) die Hochwasserkarten dem Thema Wasser zugeordnet. Neben den detaillierten Auswahlmöglichkeiten, beispielsweise nach der Zahl der betroffenen Einwohner von einem Hochwasser mit den Wahrscheinlichkeit HQ20, HQ100, HQ200 oder HQ300, gibt es auch noch einen separaten Layer für die Überschwemmungsgebiete beim Jahrhunderthochwasser 2002, das Dresden schwer getroffen hat.
Veröffentlichte Hochwasserkarten erfüllen europäische Berichtspflichten
Auch wenn diese vier Portale technologisch auf Cadenza Web basieren und die Karten gemäß einheitlicher Empfehlung erstellt werden, zeigen sich die Unterschiede, die sich aus den regionalen Gegebenheiten ergeben. Über die Permalink-Funktion von Cadenza werden die Daten in Form eines dauerhaften Verweises mit dem bundesweiten Berichtsportal WasserBLIcK verbunden. Um bei der Umsetzung der Berichterstattung gegenüber der EU-Kommission ein Maximum an Einheitlichkeit bei den Berichtskarten zu erzielen, hat die LAWA 2017 den Beschluss gefasst, diesen zentralen Web-Kartendienst bereitzustellen, der von der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) betrieben wird. Die Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten werden als gemeinsames LAWA-Produkt „Nationale HWGK/HWRK“ (Kartenanwendung und Kartendienste) aufgebaut und ab 2019 zentral über das Portal „WasserBLIcK“ bereitgestellt.
Aufgrund des Datenvolumens wurden für das WasserBLIcK-Portal die Originaldaten generalisiert und klassifiziert. Dadurch stehen in dem zentralen Kartendienst länderübergreifende, weitgehend einheitliche Hochwassergefahrenkarten und Hochwasserrisikokarten bereit. Werden die detaillierten Daten benötigt, kann über eine Schnittstelle direkt auf die detaillierteren Karten der Bundesländer zugriffen werden. Auch die Berichterstattung an die EU erfolgte über das Portal WasserBLIcK zum Berichtszeitpunkt am 22. März 2020. Die Daten werden an das Portal WISE (Water Information System of Europe) gemeldet und dort hinsichtlich der Erfüllung der Berichtspflichten und zur Unterrichtung des EU-Parlaments ausgewertet. So bleibt zu hoffen, dass die vorrausschauende Planung und Zusammenführung in ein bundesweites und europäisches System Früchte trägt und dass Dresden sowie alle von Hochwasser betroffenen Gebiete zukünftig von Überflutungen verschont bleiben.