Analyse zu Fahrraddiebstählen und Fahrradunfällen in Berlin
Mit disy Cadenza herausfinden, wo man mit dem Fahrrad in der Hauptstadt besser vorsichtig sein sollte
Sommerzeit ist Fahrradzeit. Vor allem in der Stadt kann der geliebte Drahtesel besonders praktisch sein. So ist auch unsere Hauptstadt Berlin bekannt für ihre Fahrradkultur. Doch neben vielen Vorteilen bringt das Radfahren auch gewisse Risiken mit sich, wie beispielsweise potenzielle Fahrraddiebstähle oder -unfälle.
Genau diese Aspekte möchten wir in diesem Beitrag untersuchen. Dazu decken wir Auffälligkeiten und Muster auf, um so herauszufinden, wo Radfahrer beim Fahren vielleicht doch lieber ein bisschen aufmerksamer sein sollten, bzw. wo man das Abstellen des eigenen Drahtesels noch einmal überdenken sollte.
Für die Analyse verwenden wir Daten aus dem Berlin Open Data-Portal. Wir verwenden daraus die Fahrraddiebstahldaten aus dem Jahr 2022 sowie die Unfallzahlen aus dem Jahr 2021. Diese Daten vergleichen wir jeweils innerhalb der Verwaltungseinheiten LOR. Dabei handelt es sich um sogenannte lebensweltlich orientierte Räume. Diese sind eine räumliche Grundlage für die Planung, Prognose und Beobachtung demografischer und sozialer Entwicklungen in Berlin.
Für die Analyse stellen wir uns folgende Fragen:
- Wie viele Fahrräder wurden im Jahr 2022 gestohlen und wie hoch sind die entstandenen Schäden?
- Welche Arten von Fahrrädern wurden am häufigsten gestohlen?
- In welchem Monat wurden besonders viele Fahrräder gestohlen und gibt es zusätzlich auch tageszeitabhängige Muster?
- Wo werden besonders viele Fahrräder gestohlen? Gibt es einen Unterschied zwischen absoluten Diebstählen pro LOR und relativen Diebstählen pro 1 km² innerhalb eines LOR?
Dann analysieren wir noch folgende Fragen:
Fahrraddiebstähle: Wie sicher sind Fahrräder in Berlin?
Viele Diebstähle und hohe Schadenssummen
Vom Open Data-Portal direkt zu disy Cadenza: Per Self-Service haben wir die Daten in Nullkommanichts importiert. Sie liegen auf LOR-Ebene vor. Schon beim Erstellen der ersten Tabelle (Abbildung 1) sehen wir, dass durch 22.491 Fahrraddiebstähle im Jahr 2022 ein Gesamtschaden von 23.441.746 Euro entstanden ist. Im Dezember 2022 lebten in Berlin 3.755.251 Personen. Das bedeutet, dass im Jahr 2022 ca. jeder 167. Person in Berlin in Fahrrad entwendet wurde. Vor allem durch Diebstähle ohne vorherigen Einbruch sind dabei 21.563 Fahrräder gestohlen worden. Die Dunkelziffer dürfte hier aber bei Weitem höher liegen.
Außerdem konnten nur 62 Diebstähle verhindert werden. In Relation zu 22.491 erfolgreichen Diebstählen ist das erschreckend wenig.
Herrenräder sind sehr beliebt
Da fragt man sich auch: Welche Art von Fahrrädern wurde denn am häufigsten gestohlen? Unser Kreisdiagramm aus Abbildung 2 macht die Sache deutlich: Bei fast der Hälfte – 10.514 – der geklauten Fahrräder handelt es sich um Herrenfahrräder/Herrenmodelle. Auf Platz zwei mit mehr als einem Viertel liegen die Damenfahrräder. Von ihnen wurden 2022 in Berlin 6.127 Stück gestohlen. Sogenannte diverse Fahrräder machen mehr als ein Sechstel der Diebstähle aus. Aber auch Rennräder (323) und Mountainbikes (946) sind nicht unbeliebt: Gemeinsam kommen sie auf knapp sechs Prozent.
Warme Monate verlocken zu mehr Diebstählen
Aber in welchem Monat wurden besonders viele Fahrräder gestohlen? Ein Säulendiagramm (Abbildung 3) zeigt auf einen Blick, dass Drahtesel besonders häufig in den warmen Monaten gestohlen werden. Richtig deutlich wird das durch den sprunghaften Anstieg der Diebstähle zwischen April und Mai: Sind es im April noch 1.658 geklaute Räder, so schnellt die Zahl im Mai um 36,2 Prozent (knapp 600 Fahrräder) auf 2.267 nach oben. Dieses Niveau hält sich über die warmen Monate recht konstant bis zum Oktober, wo die Diebstähle ihren Höhepunkt mit 2.395 gestohlenen Fahrrädern erreichen. Der „Tiefpunkt“ wird gegen Ende des Jahres, im Dezember, erreicht. Hier wechselten nur noch 1.114 Räder illegal den Besitzer. Dabei müssen wir aber im Hinterkopf behalten: Zu Beginn des Jahres 2022 gab es teilweise noch Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie, so dass auch die Zahl der Radfahrer unter dem langjährigen Mittelwert gelegen haben dürfte.
Stoßzeiten auch bei der Meldung von Fahrraddiebstählen
Gibt es zusätzlich auch tageszeitabhängige Muster? Das Liniendiagramm in Abbildung 4 beantwortet die Frage. Dabei müssen wir aber beachten, dass es sich um den ungefähren und nicht um den exakten Zeitpunkt des Diebstahls handelt.
Ein böses Erwachen gibt es morgens zwischen 7:00 Uhr und 10:00 Uhr, wenn sich Personen auf den Weg zur Arbeit machen. Zum Feierabend, zwischen 17:00 Uhr und 20:00 Uhr, ist ein weiterer Peak zu erkennen. Der absolute Höhepunkt wird um 18:00 Uhr erreicht. Um diese Uhrzeit wurden im Jahr 2022 ganze 1.210 Fahrräder gestohlen. Zwischen 7:00 Uhr und 18:00 Uhr steigen die Zahlen stetig an – mit einer Ausnahme um 11 Uhr. Ab 20:00 Uhr fallen sie wieder rapide. Es sind keine großen Auffälligkeiten zwischen den einzelnen Fahrradtypen zu erkennen.
Mehr Diebstähle im Zentrum Berlins
Betrachtet man die räumliche Verteilung der Diebstähle in der Karte (Abbildung 5), so fällt direkt auf, dass sich im Zentrum Berlins die Diebstähle stark häufen (je dunkler das Orange, desto mehr Diebstähle fanden statt). Die LORs mit den meisten Fahrraddiebstählen sind in der Tabelle zu sehen. Ganz vorne ist Alt-Treptow mit 233 Diebstählen, gefolgt vom Wrangelkiez (212) und dem Alexanderplatzviertel (187). Die eingefärbten LOR werden uns zu einem späteren Zeitpunkt in der Analyse wieder begegnen. Behalten wir sie also im Hinterkopf…
Große Unterschiede bei absoluten und relativen Diebstählen
Wie immer interessieren uns neben den absoluten Werten auch die relativen Zahlen. Im nach-folgenden Dashboard (Abbildung 6) werden die LOR nach den absolut gesehen meisten Diebstählen in Orange (oben) eingefärbt. Rot (unten) sind wiederum die Diebstähle pro km².
Die Karten machen direkt ersichtlich, dass sich die beiden Sachverhalte sehr deutlich unterscheiden. Die beiden linken Karten vergleichen alle LOR Berlins, während die rechten Karten lediglich die Top 10 (absolut und relativ) anzeigen. Absolut betrachtet hat Alt-Treptow die Nase vorn, relativ nach km² ist es die Antonstraße. In beiden Fällen befindet sich die Top 10 sehr nah am Stadtzentrum.
Gemeinsamkeiten erkennen wir direkt über die übergreifende Hervorhebung von Werten in allen Sichten des Arbeitsblatts, wie es in Abbildung 7 dargestellt ist. Nur drei von zehn LOR, die es in die Top 10 (relativ) geschafft haben, sind auch absolut gesehen unter den Top 10 LOR:
- Wrangelkiez
Absolut: Platz 2, relativ: Platz 5 - Leopoldplatz
Absolut: Platz 4, relativ: Platz 4 - Rodenbergstraße
Absolut: Platz 5, relativ: Platz 2
Wo man in Berlin besser auf sein Fahrrad aufpassen sollte, haben wir jetzt also herausgefunden. Aber wie sieht es mit Unfällen aus? Gibt es Parallelen? Die Daten zeigen es uns…
Fahrradunfälle: Wie sicher sind Fahrradfahrende in Berlin?
Die Fahrradunfälle liegen uns zuerst als Punktdaten für das Jahr 2021 vor. Da wir eine Auskunft über die Anzahl von Fahrradunfällen je LOR brauchen, müssen wir eine Datenanreicherung durchführen. Das Ergebnis ist in Abbildung 8 zu sehen. Wieder müssen wir beachten, dass 2021 noch Einschränkungen durch die Corona-Pandemie herrschten, was die Werte beeinflusst haben könnte.
Das Alexanderplatzviertel hat es ABSOLUT in sich
Die sichtübergreifende Hervorhebung zeigt uns, wie viele der Top 10 LOR nach Anzahl der Diebstähle (siehe Abbildung 5) auch in den Top 10 LOR nach Anzahl der Unfälle (Abbildung 8) erscheinen. Drei von zehn LOR tauchen in beiden Darstellungen auf:
- Alexanderplatzviertel
- Humboldthain Nordwest
- Urbanstraße
Der Alexanderplatz liegt dabei mit 76 Unfällen deutlich auf Platz 1. Der zweitplatzierte LOR liegt 19 Unfälle „dahinter“. Wir erinnern uns: Auch bei den absoluten Diebstählen je LOR hatte das Alexanderplatzviertel die Nase recht weit vorn. Dort landete es auf Platz 3.
Überraschungen bei relativen Werten
Wie immer möchten wir uns nicht nur auf die absoluten Werte fokussieren. Mit den relativen Werten (pro km²) sind bessere Vergleiche möglich. Die beiden nachfolgenden Tabellen aus Abbildung 9 zeigen, dass vier von zehn LOR übereinstimmen. Dabei rutscht das Alexanderplatzviertel bei den relativen Werten von Platz 1 auf Platz 9 und die Oranienburger Straße von 2 auf 8, während der Moritzplatz von Platz 9 auf Platz 3 und der Forckenbeckplatz von Platz 7 auf Platz 1 wechseln.
Den Hotspots auf den Grund gehen
Jetzt wollen wir es aber genau wissen! Wo liegen die Unfallhotspots Berlins? Die beiden Karten aus Abbildung 10 lassen schon vermuten, dass sich diese im Zentrum Berlins befinden. Eine Heatmap (Abbildung 11) auf Basis der vorhandenen Punktdaten zeigt es noch genauer:
Beim Hineinzoomen in das Zentrum Berlins erkennt man in Rot direkt drei Hotspots. Wir zoomen noch weiter hinein und stellen auf die Punkt-Darstellung um. Da viele Unfälle an der exakt gleichen Stelle passiert sind, ist es schwer, die Anzahl der Punkte auf einen Blick zu erkennen. Per SHIFT und gehaltener Maustaste markieren wir den unfallträchtigen Bereich. Alle Punkte, die sich innerhalb dieses Bereichs befinden, werden im Auswahlkorb in der Objektinformation mit allen vorhandenen Informationen angezeigt. So bekommen wir blitzschnell die Info, wie viele Unfälle an diesem Hotspot tatsächlich passiert sind. Beispielhaft ist das in Abbildung 12 zu sehen.
Top 3 Unfallorte in Berlin genauer analysieren
Diese drei Hotspots konnten wir identifizieren und genauer analysieren:
- Kreuzberg Nord: Rund um die U-Bahn-Station Moritzplatz (der gleichnamige LOR kommt uns doch ziemlich bekannt vor…) beim Kreisel, wo die Oranienstraße auf die Prinzenstraße trifft. Hier gab es 2021 sage und schreibe 17 Unfälle. Drei weitere sind nur ein paar Meter entfernt passiert.
- Friedrichshain: Rund um die U-Bahn-Station Frankfurter Tor, wo die Karl-Marx-Allee (wird zur Frankfurter Str.) auf die Warschauer Str. trifft. 16 Unfälle gab es hier innerhalb eines Jahres; weitere drei sind ein paar Meter entfernt passiert. Dieser Hotspot liegt zwischen vier LOR:
- Forckenbeckplatz (aha, den kennen wir doch auch irgendwo her!)
- Weberwiese
- Richard-Sorge-Viertel
- Boxhagener Platz - Mitte: Beim Weinbergspark, wo die Invalidenstraße die Brunnenstraße kreuzt. Hier ereigneten sich 13 Unfälle, weitere vier gab es ein paar Meter weiter. Die LOR „Arkonaplatz“ und „Invalidenstraße“ treffen hier außerdem aufeinander.
Nachdem wir die drei größten Unfall-Hotspots genauer untersucht haben, steht fest: Am Moritz-platz gab es die meisten Unfälle in Berlin im Jahr 2021.
Wir haben unsere Analysen im Dashboard aufbereitet. Daraus sind vier Ergebnis-Dashboards entstanden:
Ereignisdashboards
Wie immer sind wir mit disy Cadenza schnell zu unseren Ergebnissen gekommen. Vom leichtgewichtigen Importieren der Daten, über eine schnelle Datenanreicherung bis hin zum Auswerten der Daten und Bauen von Dashboards – mit disy Cadenza sind Sie bei der Datenanalyse rundum versorgt.