Frauenfußball-Europameisterschaft 2025:
Ein analytischer Blick auf Teilnahmen, Erfolge und Entwicklungen

Am 2. Juli 2025 startet sie – die Frauenfußball-EM 2025. Gastgeberland ist dieses Mal die Schweiz. Vorab werfen wir einen Blick auf die Historie des Turniers: Welche Länder waren besonders häufig vertreten und wie hat sich das Teilnehmerfeld im Laufe der Jahre entwickelt? Außerdem stellen wir uns diese Fragen:

  • Welche Länder haben es bisher ins Finale geschafft?
  • Aus welchen Ländern stammen die erfolgreichsten Torschützenköniginnen?
  • Gibt es einen Zusammenhang zwischen Gastgeberländern und EM-Gewinnern?
  • Wie haben sich die Zahlen der Stadionzuschauer entwickelt?
  • Wie ist die Stadionverteilung im Gastgeberland Schweiz?

Teilnahmehäufigkeit: Welche Länder waren immer dabei?

disy Cadenza: Karte zur Übersicht über alle Länder, die jemals an einer Frauenfußball-EM teilgenommen haben.

Abb. 1: Übersicht Teilnahmeländer

Seit der ersten Frauenfußball-EM im Jahr 1984 wurde das Turnier 13-mal ausgetragen. Abbildung 1 zeigt, welche Länder bisher teilgenommen haben. Die Einfärbung stellt dar, wie häufig sie teilgenommen haben – je dunkler, desto häufiger.

55 Länder haben bisher teilgenommen, ein Großteil davon war sogar bisher immer dabei. Überraschend: Deutschland nahm „nur“ an elf der bisherigen 13 Turniere teil. Weiter östlich, etwa in den baltischen Staaten, nimmt die bisherige Beteiligung am Turnier deutlich ab.

Obwohl Deutschland an zwei Turnieren nicht teilnahm, gilt das Team als besonders erfolgreich. Doch wie oft stand die deutsche Mannschaft tatsächlich im Finale und vor Allem: Wie oft konnte sie den Titel holen?

disy Cadenza: Karte zur Übersicht über alle Länder, die jemals im Finale einer Frauenfußball-EM teilgenommen haben.

Abb. 2: Bisherige Finalteilnehmer

Finalteilnahmen: Deutschland an der Spitze

Die nächste Abbildung (Abbildung 2) zeigt, welche Länder bisher ein EM-Finale erreicht haben. Je dunkler die Einfärbung, desto öfter hat das Land teilgenommen. Die Einfärbung macht sichtbar: Deutschland stand am häufigsten im Finale, gefolgt von Norwegen und Schweden.

Abbildung 3 gibt einen genaueren Einblick dazu. Das Kreisdiagramm zeigt die Finalteilnahmen nach Nationen. Deutschland steht mit neun Finalteilnahmen an der Spitze. Norwegen folgt mit sechs Endspielen. Auch Schweden und England konnten sich mehrfach qualifizieren – blieben aber mit vier und drei Teilnahmen deutlich hinter Deutschland zurück. Dänemark und die Niederlande sind mit einer Finalteilnahme abgeschlagen.

Das gruppierte Säulendiagramm (Abbildung 4) zeigt uns, welche Mannschaften wie häufig Europameister (blau) und Vize-Europameister (orange) wurden bzw. im Halbfinale (grün) standen.

Was direkt auffällt: Deutschland gewann bei neun Finalteilnahmen ganze achtmal. Einmal schied Deutschland im Halbfinale aus. Wir erinnern uns daran, dass Deutschland elfmal bei der EM teilgenommen hat. Das bedeutet, dass es die Mannschaft lediglich einmal nicht bis mindestens ins Halbfinale geschafft hat – sehr beeindruckend!

Auch Norwegen und Schweden können sich sehen lassen. Norwegen erreichte bisher viermal das Finale und belegte dabei zweimal Platz eins. Schweden kommt auf eine Meisterschaft, drei Vizemeisterschaften und fünf Halbfinalteilnahmen. Zusammenfassend können wir sagen: Deutschland hat die Nase vorn.

Doch welche Spielerinnen steuerten entscheidende Tore bei und prägten das Turnier individuell? Ein Blick auf die Torschützenköniginnen liefert Antworten.

 disy Cadenza: Im Kreisdiagramm ist deutlich zu erkennen, welches Land wie häufig im EM-Finale stand.
Abb. 3: Bisher gab es sechs Finalteilnehmer
 disy Cadenza: Das Säulendiagramm zeigt die Platzierungen ab dem Halbfinale für alle Länder an.
Abb. 4: Platzierungen ab dem Halbfinale

Die Besten der Besten: Die Top-Torschützenjägerinnen aller EMs

Die Tabelle aus Abbildung 5 zeigt Folgendes:

  • Torschützenköniginnen nach Jahr, Herkunftsland und deren geschossene Tore
  • Gesamttore des Turniers
  • Relativer Anteil der Tore der jeweiligen Torschützenkönigin im Vergleich zu den Gesamttoren

Was wir direkt sehen: Die Gesamtzahl der erzielten Tore stieg stetig an, wie die Spalte „Tore aller Länder“ zeigt. Entsprechend dazu ist der relative Anteil der Tore der Torschützenkönigin rückläufig, wie in der Spalte „Tore der Torschützenkönigin nach Jahr (relativ)“ ersichtlich. Das ist mit der wachsenden Anzahl an teilnehmenden Teams und damit der größeren Anzahl an Spielen zu erklären.

Betrachtet man die absolute Toranzahl pro Torschützenkönigin, zeigt sich ein Anstieg: Ab 2009 sind es zwischen fünf und sechs Treffern, vorher schwanken die Tore zwischen zwei und vier pro Turnier.

Die meisten Torschützenköniginnen kommen aus Deutschland, gefolgt von Norwegen und England. Die Deutsche Inka Grings wurde 2005 und 2009 Torschützenkönigin: Mit vier bzw. sechs Treffern führte sie Deutschland jeweils zum Titel. Auch bei der letzten EM 2022 war eine deutsche Spielerin erfolgreich: Alexandra Popp teilte sich den Titel mit der Engländerin Beth Mead. Beide erzielten sechs Tore.

Außerdem gab es im Jahr 1997 gleich drei Torschützenköniginnen – alle aus verschiedenen Ländern. In der folgenden EM 2001 schnappten sich zwei Frauen den Titel: Claudia Müller und Sandra Smisek. Beide spielten für die deutsche Nationalmannschaft.

disy Cadenza: Tabelle mit Informationen zu Torschützenköniginnen und geschossenen Toren.

Abb. 5: Torschützenköniginnen im Überblick

Uns interessiert auch brennend, wo die bisherigen Europameisterschaften stattfanden. Und wo es uns dieses Jahr hin verschlägt. Deshalb schauen wir uns das als nächstes an.

Gastgeberländer und Titelgewinne

disy Cadenza: Tabelle mit Informationen zu Haupt- und Finalaustragungsland sowie Europameistern.

Abb. 6: Austragungsländer und Europameister

Abbildung 6 zeigt: Bei der ersten EM 1984 gab es noch kein zentrales Gastgeberland. Insgesamt war die Anzahl der Austragungsländer mit acht Ländern bislang überschaubar. England, Italien und Deutschland richteten das Turnier je zweimal aus, Norwegen sogar dreimal, einmal davon gemeinsam mit Schweden (1997).

Was auffällt: Mehrfach wurde das Turnier vom späteren Siegerland ausgerichtet: Norwegen 1987, Deutschland 1989 und 2001, die Niederlande 2017 sowie England 2022. Somit durften bisher vier Länder Europameister im eigenen Land werden. Zusätzlich spannend: Deutschland holte auch 1995 den Titel. In diesem Jahr war Deutschland zwar kein Hauptgastgeber, aber Austragungsort des Finales.

Wie sieht es mit der Popularität der Frauenfußball-EM aus?  Stieg mit der Zeit die öffentliche Aufmerksamkeit? Dafür schauen wir uns die Anzahl der Zuschauenden im Stadion an.

Stadionzuschauende: Ein wachsendes Interesse

Anfangs war die Anzahl der Stadionzuschauende noch sehr gering und überschritt bis 2001 nie die 35.000, wie in Abbildung 7 zu sehen. Am wenigsten Zuschauende gab es 1993 mit lediglich 11.500 Zuschauenden.

Ein deutlicher Anstieg ist im Jahr 2001 zu sehen. Hier schauten knapp 92.700 Menschen das Spiel im Stadion. Im Vergleich: Die EM 1997 hatte nur 30.000 Zuschauende.

Seither stieg die Zahl kontinuierlich, was an der wachsenden Popularität des Turniers liegen könnte. Ein enormer Sprung ist zwischen 2017 und 2022 zu erkennen. Hier hat sich die Gesamtanzahl der Stadionzuschauenden von 243.401 zu 574.865 mehr als verdoppelt.

disy Cadenza: Im Säulendiagramm sind die Stadionzuschauenden pro Jahr dargestellt.

Abb. 7: Stadionzuschauende über die Zeit

2022 lag die Gesamtzahl bei fast 575.000 Stadionbesuchenden, das sind im Schnitt 18.544 pro Spiel. Zum Vergleich: Die Männerfußball-EM 2024 verzeichnete rund 2,7 Millionen Stadionzuschauende, das sind durchschnittlich 52.500 pro Spiel.

Im Liniendiagramm (Abbildung 8, links) beschäftigen wir uns mit der Anzahl Zuschauenden beim Finale. Es zeigt die Stadiongrößen pro Jahr (rot) und deren Auslastung bei den Finalspielen (hellblau) im Vergleich zur durchschnittlichen Anzahl an Zuschauenden während der gesamten EM (lila). Bis 2005 fanden diese meist in Stadien mit weniger als 30.000 Zuschauerplätzen statt. Außerdem ist deutlich zu erkennen, dass die Finalspiele meist deutlich mehr Zuschauende anziehen als der EM-Durchschnitt.

Bis 2017 war die Auslastung der Stadien im Finale sehr gering, oftmals sogar weit unter der Hälfte der Kapazität. Ab 2005 stiegen sowohl die Stadiongrößen als auch die Zuschauendenzahlen. 2017 fasste das Finalstadion mit 30.000 Plätzen zwar wieder weniger Menschen als die Jahre davor, das Stadion war aber mit 28.182 Zuschauenden fast voll besetzt. 2022 fand das Endspiel im Londoner Wembley-Stadion statt, dem zweitgrößten Stadion Europas mit 90.000 Plätzen. Das Finalspiel schauten sich dort 87.192 Menschen an. Ein deutlicher Rekord!

Ein Jahr sticht besonders heraus: 1997. Das Turnier wurde gemeinsam von Norwegen und Schweden ausgerichtet. In diesem Jahr gab es sehr wenig Zuschauende im Finale zwischen Deutschland und Italien. Im Durchschnitt kamen nur rund 2.000 Personen pro Spiel. Das Finale im Ullevaal-Stadion (Kapazität: 25.000) wurde nur von 2.221 Zuschauenden besucht. Das bedeutet relativ gesehen (Abbildung 8, rechts), dass die Auslastung im EM-Finale 1997 lediglich bei 8,88 % lag – ein Negativrekord in der Geschichte des Turniers. Mögliche Gründe dafür könnten die damals geringe mediale Präsenz und eingeschränkte Vermarktung des Frauenfußballs sein. Wenn wir uns an Abbildung 6 erinnern, fällt zusätzlich auf: War das Gastgeberland nicht im Finale vertreten, blieben die Zuschauendenzahlen häufig deutlich unter dem Durchschnitt.

In diesem Kontext sticht die EM 1989 in Deutschland hervor. Das Finale zwischen Deutschland und Norwegen fand in der Bremer Brücke in Osnabrück statt. Alle 22.000 Plätze waren vollständig ausverkauft.

Liniendiagramme in disy Cadenza: Links: Stadionbelegung und -kapazität im Finale sowie durchschnittliche Zuschauendenanzahl; Rechts: Relative Stadionbelegung im Finale

Abb. 8: Stadionbelegung über die Zeit

EM 2025: Die Schweiz als Gastgeberland

disy Cadenza: Die Karte gibt den Überblick über die Stadionlage in der Schweiz

Abb. 9: Stadien in der Schweiz

Die Frauenfußball-EM 2025 wird in der Schweiz ausgetragen, einem Land mit langer Fußballtradition. Als erstes europäisches Land nach England wurde hier bereits früh Vereinsfußball gespielt.

Für das Turnier kommen ausschließlich Stadien der Erstligamannschaften mit entsprechend hoher Kapazität zum Einsatz. Schauen wir uns in Abbildung 9 die räumliche Lage der Stadien genauer an.

Die Karte zeigt die Austragungsorte der EM 2025 in der Schweiz, farblich und in der Punktgröße nach Kapazität klassifiziert. Die meisten Spielstätten befinden sich im Norden des Landes.

Neben großen Stadien in Basel, Bern und Genf sind fünf weitere Spielorte im Nordosten der Schweiz verteilt. Ein „Ausreißer“ ist das Stadion in Thun. Mit rund 10.000 Plätzen ist es das kleinste Stadion im Turnier. Das Finale findet im St. Jakob-Park in Basel statt. In das Stadion passen mehr als 38.500 Menschen und es ist nur wenige Kilometer von der deutschen und französischen Grenze entfernt. Auch die übrigen Spielorte sind aus Deutschland gut erreichbar. Eine gute Gelegenheit, vielleicht mal vorbeizuschauen.

Mit diesem Basiswissen steht der Frauenfußball-EM nichts mehr im Weg. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Fußballschauen und beim Daumendrücken für Ihre Lieblingsmannschaft.

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