Startschuss für digitales Wildtiermonitoring

Baden-Württemberg zählt mit rund 14.000 km² Wald zu den waldreichsten Bundesländern in Deutschland – Tendenz steigend, denn jedes Jahr kommen rund 2 km² dazu. Der Wald und die Offenlandschaften sind für die Wildtiere ein wichtiger Lebensraum. Für die Landesregierung in Stuttgart ist dies Grund genug, mit einem modernen Jagd- und Wildtiermanagementgesetz gleichzeitig die Belange der Menschen zu respektieren und den Tier- und Naturschutz weiterzuentwickeln.

„Digitalisierung des Wildtiermonitorings in Baden-Württemberg“

Seit April 2015 gilt ein neues Gesetz, das zukunftsweisende Regelungen enthält, wie beispielsweise die Zuordnung der Arten zu Managementgruppen sowie die Einführung einer allgemeinen Schonzeit oder eines Wildtiermonitorings.

Eine wichtige Voraussetzung für die Umsetzung dieses Gesetzes liegt im Bereich der Digitalisierung. Die Erfassung der Daten für die Forst- und Jagdverwaltung läuft bisher in Baden-Württemberg in vielen Bereichen analog und erzeugt bei der späteren Digitalisierung unnötigen Zusatzaufwand. Das möchte die Landesregierung nun ändern. Das Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg (LGL) arbeitet deshalb für das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) seit Juli 2018 gemeinsam mit dem Karlsruher Unternehmen Disy Informationssysteme an einem digitalen „Wildtierportal Baden-Württemberg“.

Entscheidung für Disy

Um verschiedene raumbezogene Fachanwendungen innerhalb des Portals zu realisieren, hatten sich MLR und LGL für die Software Cadenza Web entschieden. Beide Behörden arbeiten seit vielen Jahren erfolgreich mit der Cadenza-Plattform in anderen Verfahren, wie beispielsweise in MILAN zur Digitalisierung der Flurneuordnung. Das LGL hatte sich im Vorfeld auch vergleichbare Projekte in Bayern und Schleswig-Holstein angeschaut und wusste, dass Disy Know-how beim Aufsetzen einer modernen digitalen Forst- und Jagdverwaltung hat. Die Entscheidung für Cadenza Web fiel deshalb relativ leicht.

Mit dem Wildtierportal schafft Baden-Württemberg nun eine zentrale Informationsplattform für Jägerinnen und Jäger. Über die Webanwendung können jetzt schon die Jagdstrecken erfasst werden. Als Nächstes wird die Erfassung von Jagdrevieren umgesetzt. Darauf aufbauend werden dann noch zusätzliche Informationen rund um die Jagd, zu Wildtieren und dem Wildtiermanagement auch für die Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.

Agiles Projektmanagement

Diese schrittweise Umsetzung wird durch ein agiles Projektmanagement mit Scrum unterstützt: Alle drei Wochen werden Zwischenergebnisse präsentiert und können von einer Testgruppe von Anwendern begutachtet werden. Die Cadenza-Fachanwendung wird mit Ruby on Rails entwickelt, einem effizienten Werkzeug für Web-Applikationen. Technische Anforderungen, die das MLR gestellt hat, kann Disy damit ohne Probleme erfüllen. So soll es beispielsweise offene Schnittstellen geben, um mit anderen Anwendungen interagieren zu können.

Die Landesregierung in Baden-Württemberg möchte mit dem Projekt ein einheitliches System schaffen, das einen Überblick für die Planung gibt und gleichzeitig eine schnelle Datenauswertung und -darstellung ermöglicht. Durch die Digitalisierung der Abläufe entsteht ein Nutzen für alle Beteiligten und als Plattform bietet das Wildtierportal außerdem Potenzial für die direkte Kommunikation mit der Bürgerschaft bis hin zu Gestaltung der sogenannten Citizen Science.