Die Forschungsgeschichte von Disy

Von der Gründung bis heute schöpfen wir unsere Innovationskraft auch aus der kontinuierlichen Forschung. In diesem Beitrag erzählen wir die Geschichte über die Forschungsaktivitäten und die enge Verzahnung mit der Entwicklung von Disy.

Die Geschichte von Disy beginnt eigentlich schon Anfang der 1990er-Jahre, also einige Zeit vor der Firmengründung. Die 90er-Jahre waren technologisch und organisatorisch ein Jahrzehnt des Umbruchs. Weltweit, aber besonders in Deutschland. Mit HTTP, HTML und Java wurden 1991/1992 die zentralen Grundbausteine für das Internet von heute gelegt. Als junge Informatiker dieser Zeit hatten wir das Glück, uns bereits sehr früh im Studium und als wissenschaftliche Mitarbeiter in der Abteilung Datenbanksysteme am Forschungszentrum Informatik (FZI) sowie am Institut für Photogrammmetrie und Fernerkundung (IPF) der Universität Karlsruhe (heute KIT) mit diesen damals neuen Technologien und Ansätzen intensiv zu beschäftigen.

Parallel zur rasanten technischen Entwicklung gab es jedoch noch einen ganz anderen Umbruch in Deutschland. Sukzessive wurde seit Mitte der 1980er-Jahre mit der Umweltverwaltung eine neue Verwaltungsstruktur aufgebaut: in Hessen 1984, in Niedersachsen 1986, in Baden-Württemberg 1987 – um nur einige zu nennen. Spätestens das Umweltinformationsgesetz zum freien Zugang zu Informationen zur Umwelt von 1994 hat dazu geführt, dass die neu entstandenen Umweltverwaltungen sich mit Themen der anschaulichen Datenaufbereitung und Informationsverteilung befassen mussten. Als recht junge Verwaltung hatte sie auch die Chance, quasi auf der grünen Wiese Verwaltungsabläufe neu zu denken. Hieraus entstand unter anderem ebenfalls 1994 die vom Umweltministerium Baden-Württemberg initiierte Forschungs- und Entwicklungskooperation GLOBUS, in die das FZI und die Universität Karlsruhe als führende Forschungseinrichtungen in der Informatik früh eingebunden wurden.

Im FZI wurde ein Sachdatensystem (SDS) zur flexiblen Recherche und Auswertung von Umweltdaten konzipiert und umgesetzt, und an der Universität Karlsruhe war es GISterm, eines der ersten Web-basierten Geoinformationssysteme. Mit dem WWW-UDK und dem WebCDS wurden zeitgleich am FZI erste Web-basierte Metadatenkataloge für die deutsche Umweltverwaltung und die Europäische Umweltagentur konzipiert und umgesetzt – lange vor INSPIRE.

Auch für uns als Forscher war das eine spannende Herausforderung: Im Rahmen von Forschungsprojekten, die wir mit der Umweltverwaltung in Baden-Württemberg umsetzen durften, konnten wir die Grenzen und Möglichkeiten der damals neuen Technologien wie HTML, XML und Java auch praktisch ausloten. Wie sich herausstellte, waren die Ergebnisse der Forschungsprojekte für die Verwaltung sehr nützlich und die Anforderungen stiegen. 1997 wurde jedoch immer ersichtlicher, dass die wesentlichen Methoden und Ansätze erforscht waren und wir gemeinsam mit unseren Forschungspartnern darüber nachdenken mussten, wie wir die Ergebnisse in Produkte überführen mit allem, was dazu gehört: kontinuierliche Weiterentwicklung, Beratung, Dokumentation, Support usw. Das war die Geburtsstunde der Disy Informationssysteme GmbH, die vor 20 Jahren am 28. Oktober 1997 ins Handelsregister eingetragen wurde. Dies war auch die Geburtsstunde einer sehr erfolgreichen Public-Private-Partnership, die bis heute nicht nur anhält, sondern weiter wächst.

Die ersten Jahre von Disy waren geprägt von der Produktisierung der Forschungsprojektergebnisse und der Einbindung weiterer Verwaltungen, wie der Umweltverwaltungen in Niedersachsen und Bayern. Aus den damals noch separaten Systemen SDS und GISterm wurde Cadenza – eine Software-Plattform zur übergreifenden Recherche, Auswertung, Visualisierung und Reporting von Sach- und Geodaten. Cadenza ist heute bei über 300 Kunden und auf mehreren 10.000 Arbeitsplätzen im Einsatz. Das Besondere dabei war und ist bis heute, dass Cadenza räumliche Daten (Geodaten) und Fachdaten aus unterschiedlichen Fachverfahren gemeinsam nutzen kann. Parallel dazu und aufbauend auf den Erkenntnissen aus dem WebCDS und im Rahmen von weiteren Forschungsprojekten wie dem Nordsee-Ostsee-Küsteninformationssystem (NOKIS) entstand in dieser Zeit auch der Kern von Preludio – einem Web-basierten Werkzeug, um Geo-Metadaten für INSPIRE zu erfassen, zu recherchieren und zu verwalten.

Wichtig für die Entwicklung von Disy war, dass unser datenintegrativer Ansatz auch sehr gut zu den neuen EU-Richtlinien passte. Diese Richtlinien haben eines gemeinsam: Sie schaffen die Notwendigkeit, Daten nicht mehr separat voneinander und aus der rein fachlichen und administrativen Kleinteiligkeit zu betrachten, sondern integrativ aus verschiedenen fachlichen und räumlichen Einheiten, wie Flussgebieten, Straßen- und Schienennetzen oder Ballungsräumen, die über Landes- oder sogar Bundesgrenzen hinausgehen. Die Erforschung von und der Umgang mit verteilten Informationssystemen stecken quasi schon in der DNS von Disy – nicht zuletzt haben wir sogar den Namen „Disy“ bereits bei der Gründung von „Distributed Information SYstems“ abgeleitet.

Ausschlaggebend für den heutigen Erfolg von Disy war aber auch, dass wir neben den Kundenprojekten stets den technologischen Wandel mitverfolgt sowie unsere Software und Methoden unter anderem durch Forschungsprojekte entsprechend um neue technische Ansätze erweitert haben. Hierzu haben wir nach der Ausgründung aus dem FZI weiterhin eine enge Zusammenarbeit mit dem FZI gelebt. Unterstützt wurde das u. a. auch von Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Peter Lockemann, der als Urgestein der Datenbankforschung und ehemaliger Vorstand des FZI bis heute im Beirat von Disy ist. In Folge hat sich Cadenza kontinuierlich weiterentwickelt. War Cadenza um das Jahr 2000 noch ein reines Client-Server-Desktop-System, das auf unterschiedliche Datenbanken zugreifen konnte, haben wir die Plattform um ein zusätzliches Web-Frontend (2005) und um eine mobile App für iOS und Android erweitert (2012).

Auch hier haben wir den Trend hin zu mobilen Endgeräten früh erkannt und Forschungsprojekte aufgesetzt, um gezielt neue Nutzungsszenarien mit den neuen Technologien zu erproben. So kamen im vom BMBF geförderten KMU-Innovativ-Projekt PartSense beispielsweise erstmals Methoden und Technologien zum mobilen Workforce Management zum Einsatz. Die Prototypen und Erkenntnisse sind inzwischen in die Produkte Cadenza Mobile und GIS 2go eingeflossen – die weltweit erste native GIS-App für Tablets und Smartphones, die auch die Offline-Nutzung von Geodaten im Feld ermöglicht. Ein weiteres Beispiel für die erfolgreiche Verwertung von Forschungsergebnissen ist das Projekt RichWPS, in dem unter anderem der OGC-Standard WPS (Web Processing Service) auf Praxistauglichkeit geprüft wurde. Die Erkenntnisse und Erweiterungen sind nicht nur wieder in den Standardisierungsprozess des OGC zurückgeflossen, sondern inzwischen auch integraler Bestandteil der Service-Schnittstelle von Cadenza. Neben der funktionalen und technischen Erweiterung unserer Plattform zeichnete sich jedoch ab, dass wir uns auch mit dem internen Wissensmanagement beschäftigen mussten. So haben wir beispielsweise sehr früh als Anwender im vom BMBF geförderten Forschungsprojekt WAVES mitgewirkt, in dem es um die Verbesserung des Wissensmanagements in der Softwareentwicklung ging. Als Testanwender konnten wir Extreme Programming (XP) und weitere agile Software-Methoden erproben, die längst zentraler Bestandteil unserer Entwicklungsmethodologie sind.

Als Unternehmen, das sich zwischen IT und fachlichen Anforderungen aus der öffentlichen Verwaltung bewegt, war es uns von Anfang an ein Anliegen, die fachliche Notwendigkeit und die zukünftigen Herausforderungen unserer Kunden besser zu verstehen. Deshalb haben wir uns in unterschiedlichen, eher fachlich getriebenen Forschungsprojekten engagiert, wie in WaterERP, einem von der EU geförderten FP7-Projekt zum integrierten Wasserressourcenmanagement, im BMWI-ZIM-Projekt "Automatisiertes Deponiemanagement", in dem wir intelligente telemetrische Sensordatenverarbeitung implementiert haben, oder im BMBF-Projekt EGIFF, in dem es um Risikomanagement bei Hangrutschungen ging.

Wie bei Forschungsprojekten üblich, weiß man zu Beginn nicht, ob die Ergebnisse vollständig, teilweise oder gar nicht nutzbar sind. Aber die Neugier und die Notwendigkeit, technologisch an der Spitze mitzuwirken, treibt uns an, Trends zu beobachten, neue Ideen zu spinnen, vielversprechende Ansätze auf ihre Praxistauglichkeit zu erproben oder diese selbst weiterzuentwickeln und anzupassen. Aus den meisten Forschungsprojekten konnten wir mittel- und langfristig einen Nutzen für unsere Kunden ziehen. So beteiligen wir uns weiter kontinuierlich an Forschungsprojekten, um aktuelle Technologietrends zu nutzen, weiterzuentwickeln und perspektivisch in neue Produkte und Dienstleistungen zu überführen.

Einer dieser Trends sind Big-Data-Technologien, also neue Ansätze zur Verarbeitung von extrem großen, heterogenen Daten in Echtzeit, die wir in den Forschungsprojekten SmartRegio (BMWI) und BigGIS (BMBF) verfolgen. In Gesprächen mit unseren Kunden haben wir auch erkannt, dass ein immer größerer Bedarf für die Nutzung von Tablets und Smartphones für die präzise Positionierung ohne teure, externe Hardware besteht. Neue Algorithmen und Ansätze hierzu entwickeln wir im ZIM-Projekt PREGON-X (BMWI). Immer mehr Daten werden von der öffentlichen Verwaltung als Open Data bereitgestellt und neue Geschäftsmodelle entstehen rund um diese Daten. Daher gehen wir beispielsweise im vom BMVI geförderten Projekt WEKOVI der Frage nach der automatisierten Erstellung von komplexen Vergleichsindizes auf Basis von offenen Daten nach. Bei all den Daten ist und bleibt die Qualität dieser Daten ein großes Thema. So untersuchen wir Ansätze zur automatischen Korrektur und Verbesserung der Datenqualität in multidimensionalen Datenwürfeln im vom BMBF geförderten Projekt WIRE.

Das Disy-Team weiß: Ohne Innovation gibt es keinen Fortschritt. Daher investieren wir von Anbeginn einen Teil unseres Umsatzes in neue Technologien, Methoden und Ideen. Die beste Investition in die Zukunft, um nicht nur am Puls der Zeit zu bleiben, sondern um unsere Produkte und Dienstleistungen fit für übermorgen zu machen.

Ansprechpartner

Weitere Fragen zur Entwicklung von Disy und den Forschungsprojekten beantworten Ihnen gerne Dr. Wassilios Kazakos und Dr. Andreas Abecker (Tel. +49 721 16006-000, E-Mail: wassilios.kazakos@disy.netandreas.abecker@disy.net).

 

Weitere Informationen

Informationen des Eisenbahn-Bundesamts zur Lärmkartierung
Übersicht über die Dienstleistungen von Disy