Mit moderner Datenanalyse Perspektiven für barrierefreien ÖPV entwickeln

Das Forschungsprojekt OPENER next hat mit Hilfe moderner Datenanalyse Perspektiven entwickelt, wie sich die benötigten Daten zur Barrierefreiheit im ÖPV erfassen und nutzen lassen.

Das Forschungsprojekt OPENER next hat mit moderner Datenanalyse Perspektiven entwickelt, um benötigte Daten für den barrierefreien ÖPV zu erfassen

Für Menschen mit körperlichen Einschränkungen, aber auch für Eltern mit Kinderwagen oder Reisende mit Gepäck, ist die Nutzung des öffentlichen Personenverkehrs (ÖPV) oft mit Hürden verbunden. Neben dem unzureichenden barrierefreien Zugang zu Bussen und Bahnen fehlen deutschlandweit verlässliche Daten zur Planung durchgängiger, barrierefreier Reiseketten. Um die Nutzung des ÖPVs zu erleichtern, hat der Bund 2013 die vollständige Barrierefreiheit als richtungsweisendes Ziel im Personenbeförderungsgesetz verankert. Einen Beitrag hierfür leistet das Forschungsprojekt OPENER next, an dem Disy und neun weitere Projektpartner beteiligt waren. Das Projekt hat mit Hilfe moderner Datenanalyse Perspektiven entwickelt, wie sich die benötigten Daten zur Barrierefreiheit deutschlandweit erfassen, bereitstellen und nutzen lassen.

Ausgezeichnete Lösung zur Erfassung von Barrieren an Haltestellen

Das Bild zeigt die Logos der am Forschungsprojekt OPENER next beteiligten Projektpartner

Projektpartner OPENER next

Für den Lösungsansatz waren zwei zentrale Herausforderungen zu meistern: Zum einen musste ein Weg gefunden werden, wie sich die Informationen zu den Barrieren an Haltestellen, gerade auch in ländlichen und strukturschwachen Regionen, digital erfassen lassen. Zum anderen musste eine praktikable Lösung für den Umfang der zu erfassenden Information gefunden werden. So kennt das DELFI-Handbuch „Barrierefreie Reiseketten in der Fahrgastinformation“ über 48 Attribute je Haltestellensteig für Barrierefreiheit!

Unter der sehr engagierten Projektkoordination der Technischen Universität (TU) Chemnitz haben zehn Akteure aus Forschung, Verwaltung und Wirtschaft eng zusammengearbeitet. Zusammen haben sie eine Lösung geschaffen, die moderne Datenanalyse mit gesellschaftlichem Engagement kombiniert. Dafür wurde OPENER next mit dem Mobilitätspreis 2022 vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) ausgezeichnet. Das Ministerium fördert das Projekt im Rahmen der Forschungsinitiative mFUND unter dem Kennzeichen FKZ 19F2147.

Entwickelte App ermöglicht Erfassung von Barrieren per Crowdsourcing

Das Bild zeigt die Erfassung von Barriere-Attributen an Haltestellen mit dem Smartphone

App OpenStop

Zentrale Komponente der Lösung ist die von der TU Chemnitz entwickelte App OpenStop für Android- und iOS-Geräte. Ganz im Sinne von Crowdscourcing können Bürger:innen das Projekt unterstützen, indem sie einfach mit ihrem Smartphone selbst die Barriere-Attribute an Haltestellen erfassen und damit langfristig die Lebensqualität aller erhöhen. Um während der Projektlaufzeit möglichst viele Freiwillige für die Datenerfassung zu aktivieren, wurden Community-Events veranstaltet.

Zur Sicherung der Aktualität und Qualität der erfassten Daten werden gezielte Validierungsprozesse durchgeführt. Die überprüften Daten fließen anschließend in die offene Datenplattform OpenStreetMap (OSM) und von dort in das Zentrale Haltestellenverzeichnis (ZHV), von wo sie für die Auskunft über barrierefreie Reisemöglichkeiten genutzt werden und zur Verbesserung von weiteren Reiseinformationsdiensten beitragen. Auf diese Weise wird eine flächendeckende und kontinuierliche Aktualisierung der Barrierefreiheit im ÖPV ermöglicht. Zudem werden Navigations- und Routing-Funktionen für eine bessere Reiseplanung entwickelt, wie beispielsweise die Indoor-Navigation an Bahnhöfen.

Modernes Datenmanagement schafft neue Perspektiven

Disy fokussierte sich im Projekt auf das Datenmanagement für die mit der App OpenStop erhobenen Informationen. Dazu baute Disy die erforderliche Geodateninfrastruktur auf und entwickelte Geo-ETL-Prozesse zur Qualitätssicherung, um die großen Mengen an erhobenen Daten effizient zu speichern, zu verwalten und weiterzuverarbeiten. Durch den Einsatz von disy Cadenza, der Software für Datenanalyse, Business & Location Intelligence, wird die Verwaltung und Visualisierung der Barriere-Daten ermöglicht.

Das Bild zeigt eine Analyse mit dem Planungs-Tool für Kommunen, Landkreise oder Verkehrsverbünde zur Priorisierung des barrierefreien Aus- und Umbaus von Haltestellen

Analysebeispiel Planungstool

Mit disy Cadenza lassen sich die erfassten Informationen detailliert darstellen, analysieren und auswerten. Das unterstützt die Qualitätssicherung und ermöglicht es auch, die Daten gezielt in Routing- und Informationssysteme zu integrieren, was letztlich die Grundlage für die barrierefreie Mobilitätsplanung darstellt. Die von Disy bereitgestellte Datenmanagementlösung garantiert eine hohe Datenqualität und -sicherheit und sorgt dafür, dass die Daten in Echtzeit an öffentliche Verkehrsanbieter übermittelt werden. Auf dieser Grundlage lassen sich weitergehende Analysen erstellen, beispielsweise die Attributvollständigkeitsanalyse der Haltestellen rund um einen Hauptbahnhof.

Die entwickelte Lösung auf Basis von disy Cadenza könnte auch zu einem Planungs-Tool für Kommunen, Landkreise oder Verkehrsverbünde zur Priorisierung des barrierefreien Aus- und Umbaus von Haltestellen ausgebaut werden. So wurde im Rahmen einer Machbarkeitsstudie gezeigt, wie man beispielsweise die Demographie in der Nähe der Haltestellen analysieren kann (z. B. Anteil älterer Bevölkerung, die vermutlich größere Mobilitätseinschränkungen hat als jüngere Personen) und die Einzugsgebiete ausgewählter Haltestellen mit der Lage spezifischer Infrastrukturen verschneidet, die häufig Start oder Ziel von ÖPV-Kund:innen sein könnten (z. B. Arztpraxen).

Wie Moderne Datenanalyse neue Perspektiven für barrierefreien ÖPV schafft

Die Ergebnisse des Projekts OPENER next sind richtungsweisend: Im Pilotgebiet konnte durch die aktive Einbindung der Öffentlichkeit eine umfassende Datenerfassung realisiert werden, die bisherige Standards deutlich übertrifft. Ein zentraler Baustein dabei war die App OpenStop. Die erhobenen Daten ermöglichen es mehr Menschen, barrierefreie Routen zu planen und geeignete Umsteigepunkte leichter zu finden. Diese Entwicklungen machen den ÖPV in Deutschland insgesamt inklusiver und zugänglicher.

Disy hat als technischer Partner auch seine Expertise im Umgang mit OpenStreetMap-Daten (OSM) eingebracht. Von diesem Wissen profitieren unsere Kunden sowohl in Dienstleistungs- und Systemintegrationsprojekten wie auch in der Weiterentwicklung des Produkts GDI-in-a-Box, mit der sich Anwendungen um räumliche Analysen und Geodaten erweitern lassen. Die Auszeichnung mit dem Deutschen Mobilitätspreis bestätigt den Innovationscharakter des Projekts und seine Rolle als Vorreiter im Bereich digitale Mobilität und Barrierefreiheit. Es zeigt, wie moderne Datenanalyse neue Perspektiven schafft, die auch auf andere Bereiche übertragbar sind – insbesondere, wenn es um die Datenerfassung durch gesellschaftliches Engagement und die Validierung im Zusammenspiel mit OSM geht. Wenn Sie hierzu Ideen oder Fragen haben, treten Sie gern per E-Mail an forschung@disy.net mit uns in den Dialog.