ESC 2023: Faktencheck anlässlich der 67. Ausgabe des Kultwettbewerbs

Mit disy Cadenza spannende Erkenntnisse zur Historie, Gewinnern und Verlierern des Eurovision Song Contests erhalten

Der Eurovision Song Contest – der älteste im Fernsehen ausgestrahlte internationale Musikwettbewerb der Welt – findet am 13. Mai zum 67. Mal statt. Jedes Jahr treten Künstler:innen aus hauptsächlich europäischen Ländern gegeneinander an, um mit ihren Songs das Publikum zu begeistern und den begehrten ESC-Titel zu gewinnen. Vielfalt wird dabei großgeschrieben: Die Show – früher bekannt unter dem Namen „Grand Prix“ hält für ihr Millionenpublikum ein breites Spektrum an Musikgenres und Bühnenshows bereit und bietet so eine einzigartige Gelegenheit, verschiedene Länder und Kulturen auf musikalischer Ebene kennenzulernen und zu feiern. Wir finden, das ist Anlass genug, um den Musikwettbewerb genauer unter die Lupe zu nehmen.

Dabei stellen wir uns folgende Fragen:

  • Welche Länder haben besonders häufig am ESC teilgenommen?
  • Welche Länder waren am häufigsten Gastgeber?
  • Welche Länder haben am häufigsten gewonnen?
  • Wie schneidet Deutschland beim ESC in der Regel ab?
  • Solo oder Gruppe? Englisch oder doch eine andere Sprache? Welche Parameter sind erfolgsversprechend?

ESC 2023 und Location

ESC-Teilnahmen

Die Historie des ESC ist sehr lang. Es gab viele Veränderungen, die wahrscheinlich den meisten heute gar nicht mehr bekannt sind. Aber auch naheliegende Fragen, wie „Welche Länder sind die großen Gewinner, welche die Verlierer?“ können die wenigsten auf Anhieb beantworten. Da das Internet voll mit Informationen zum Eurovision Song Contest ist, haben wir für unsre Analyse relevante Daten recherchiert, herausgezogen und sortiert und direkt danach schnell und einfach per Self-Service in disy Cadenza importiert. Anschließenden wurden die Daten im Management Center entsprechend aufbereitet. Sie stehen nun für die weitere Analyse bereit.

Fangen wir ganz vorne an: Bei den Teilnahmen. Das Liniendiagramm zeigt die Anzahl der teilnehmenden Länder pro Jahr. Schon auf den ersten Blick ist ein stetiger Anstieg mit kleinen Schwankungen zu erkennen. Besonders hervor sticht das Jahr 2004: Hier ist ein Anstieg von 26 auf 35 Teilnehmerländer zu vermerken. Dies lag am Beitritt vieler osteuropäischer Länder zur Europäischen Rundfunkunion (European Broadcasting Union - EBU). Auch das Jahr 1970 zieht unseren Blick auf sich, denn hier ist ein kurzzeitiger Einbruch der Teilnahmen erkennbar. Einige Länder verzichteten in diesem Jahr auf die Teilnahme am ESC, da sie der Meinung waren, dass die Gewinnchancen für kleinere Länder gegenüber größeren Ländern mit internationalen Stars sehr gering wären. Auch ein Protest gegen den spanischen Diktator führte zum Verzicht einer Teilnahme. Zuletzt haben im Jahr 2022 40 Länder am ESC teilgenommen. Der gesamte Zeitverlauf ist in Abbildung 1 zu sehen.

Am ESC teilnehmende Länder in einem Multiliniendiagramm in der Datenanalyse-Software disy Cadenza analysieren.

Abb. 1: Anzahl der am ESC teilnehmenden Länder

Häufigkeit der am ESC teilnehmenden Länder in der Karte in der Datenanalyse-Software disy Cadenza visualisieren.

Abb. 2: Länder, eingefärbt nach Anzahl der Teilnahmen am ESC

Vom „Wie viele?“ zum „Wer?“: In der Karte visualisieren wir alle Länder, die jemals am ESC teilgenommen haben. Je dunkler die Länder eingefärbt sind, desto öfter waren sie am ESC beteiligt (Abbildung 2). Was direkt auffällt: Am Eurovision Song Contest waren nicht nur europäische Länder dabei. Besonders hervor stechen dabei Australien, Israel und Marokko.

Um am ESC teilnehmen zu dürfen, müssen Länder folgende Kriterien erfüllen:

  • Das Land muss von der UNO als eigenständiger Staat anerkannt sein
  • Das Land muss Mitglied der europäischen Rundfunkunion (EBU) sein. Grund dafür ist, dass der Programmaustausch der EBU und europäische Identität gestärkt werden sollen.

Vor allem die westlichen Länder Europas haben schon sehr häufig an dem Kultwettbewerb teilgenommen. Unangefochtener Spitzenreiter ist Deutschland, das keine einzige Ausgabe des ESC verpasst hat, dicht gefolgt von Frankreich mit 66 Teilnahmen.

Gastgeberländer in der Karte in der Datenanalyse-Software disy Cadenza visualisie-ren.

Abb. 3: Gastgeberländer in der Karte

ESC-Gastgeber zu sein, muss man sich verdienen

Aber wie sieht es mit den Gastgeberländern aus? Mittels Datenanreicherung können wir die Länder eingefärbt nach der Häufigkeit der Austragung der Veranstaltung anzeigen (siehe Abbildung 3). Wieder liegt ein deutlicher Fokus auf dem Westen Europas. Auch durch die Punkte zu erkennen: Die Länder variieren bei ihren Austragungsstädten.

Die Daten, visualisiert in einem Säulendiagramm (Abbildung 4), zeigen uns auf einen Blick, welche Länder besonders häufig als Gastgeber fungieren durften. Großbritannien hat dabei die Nase vorn. Ganze achtmal war es das gastgebende Land. Irland und Schweden richteten das Musikevent sieben-, bzw. sechsmal aus. Nach den Niederlanden und Luxemburg gleicht sich die Anzahl langsam an.

Gastgeberländer im Diagramm in der Datenanalyse-Software disy Cadenza visualisieren.

Abb. 4: Gastgeberländer im Diagramm

Gastgeberländer im Zeitverlauf in der Datenanalyse-Software disy Cadenza visualisieren.

Abb. 5: Gastgeberländer im Zeitverlauf

Wenn wir uns die Sachlage (Abbildung 5) im Zeitverlauf anschauen, sehen wir, dass die Top-3-Gastgeber vorrangig vor dem Jahr 2000 häufig als Gastgeber fungierten. Steckt dahinter ein System? Was wir wissen: Gewünschter Gastgeber ist das Land, das im vorherigen Jahr gewonnen hat. Ist das aber ausnahmslos so? Hat das Vereinigte Königreich etwa zu Beginn des ESC öfter gewonnen oder gab es bei der Wahl des Gastgeberlands ein paar Ausnahmen?

Gastgeber und Sieger im Zeitverlauf in der Datenanalyse-Software disy Cadenza visualisieren.

Abb. 6: Vergleich Gastgeber und Sieger im Zeitverlauf

In der Tabelle ist zu sehen, dass Gewinnerländer oft ein Jahr später Gastgeber sein durften; durch die regelbasierte Hervorhebung stellt sich in der Tabelle eine schöne stufenartige Einfärbung ein, die die Gastgebertradition deutlich zeigt.

Vor allem zu Beginn des ESCs wurde diese Tradition nicht immer eingehalten. Generell gibt es hier immer wieder Ausnahmen. Unter anderem dieses Jahr: Da die Ukraine (Gewinner des letzten Jahres) aufgrund des Kriegs nicht Gastgeber sein kann, springt das Vereinigte Königreich ein. Eine interessante Nebenerkenntnis: Zwischen 1992 und 1996 hat Irland ganze fünfmal gewonnen.

Gewinnerländer im Säulendiagramm in der Datenanalyse-Software disy Cadenza visualisieren.

Abb. 7: Top-10 Länder mit Erstplatzierungen

Diese Länder rocken regelmäßig den ESC

Apropos Gewinnerländer: Welche Länder haben den ESC am häufigsten gewonnen? Das offenbart uns disy Cadenza mithilfe der Top-N-Funktion nach nur wenigen Klicks (Abbildung 7):

Irland steht mit sieben Gewinnen ganz vorne. Direkt dahinter schließt sich Schweden mit sechsmal Gold an. Das Quartett Frankreich, Luxemburg, Niederlande und Großbritannien kann je fünf Gewinne verbuchen. Deutschland taucht in der Top 10 gar nicht auf. Mit insgesamt zwei Siegen befindet es sich unter den „Sonstigen“ 16 Ländern, die zusammen zwanzigmal gewonnen haben.

Glorreiche Gewinner und Allzeit-Verlierer

Nicht nur das Erreichen des ersten Platzes im Eurovision Song Contest ist eine lobenswerte Leistung. Auch der zweite und dritte Platz kann sich sehen lassen. Gibt es eventuell Muster bei den Platzierungen? Die Diagramme in Abbildung 8 verraten es uns. Die oberen vier Diagramme zeigen uns die absoluten Werte, also wie oft die Länder insgesamt gewonnen haben. Hingegen zeigen die unteren vier Diagramme die Platzierungen prozentual zur Anzahl der Teilnahmen.

Gewinner- und Verliererländer im Balkendiagramm in der Datenanalyse-Software disy Cadenza visualisieren

Abb. 8: v. l. n. r: Top-10 Länder mit Erst-, Zweit- und Drittplatzierungen bzw. Letztplatzierte Länder (absolut (oben) und prozentual zur Anzahl der Teilnahmen (unten))

Verliererländer der letzten zwanzig Jahre in der Tabelle in der Datenanalyse-Software disy Cadenza

Abb. 9: Die Verliererländer der letzten 20 Jahre

Frankreich steht besonders häufig auf dem Siegertreppchen. Je fünfmal wurde das Land erster bzw. zweiter. Dabei hat es am dritthäufigsten gewonnen und wurde am zweithäufigsten zweiter. Bei der Anzahl der Drittplatzierungen ist Frankreich ungeschlagen: Ganze siebenmal haben sie es noch aufs Treppchen geschafft.

Das Vereinigte Königreich scheint der ewige Zweite zu sein. Sechszehnmal schlitterte es knapp am ersten Platz vorbei.

Norwegen, Deutschland und Belgien räumen das Feld besonders häufig von hinten auf. Neunmal landete Deutschland auf dem letzten Platz. Nur Norwegen kann dies mit elfmal toppen.

Prozentual gesehen sieht das alles aber ein bisschen anders aus:

  • Die Ukraine liegt mit 11,11 % auf dem ersten Platz bei den Erstplatzierungen. Irland, absolut gesehen auf Platz 1, liegt mit 10,71 % auf Rang 2.
  • Auch prozentual gesehen ist das Vereinigte Königreich der ewige Zweite. Fast jedes vierte Mal war dies der Fall. Deutschland verschwindet hier aus den Top 10. Überraschend: Die Ukraine und Montenegro stehen auf Platz 4 und 5 mit 11,11 % und 8,33 %.
  • Beim dritten Platz sieht man auf einmal Russland mit 16,67 % ganz oben in der Liste. Direkt dahinter folgt Monaco mit 12,5 %.
  • Weiterhin ganz oben bei den Letztplatzierungen liegt Norwegen mit 18,03 %. Deutschland landet auf Platz drei mit 13,64 %, direkt hinter Finnland mit 14,29 %.

Bei Betrachtung des Zeitverlaufs (Abbildung 9) ist zu erkennen, dass Deutschland allein in den letzten zwanzig Jahren fünfmal auf dem letzten Platz landete. Gleiches gilt für Großbritannien. Beide Länder wurden also gemeinsam zehnmal innerhalb von zwanzig Jahren letztplatziertes Land. In diesem Zusammenhang ist auch interessant: Belgien, das, wie Abbildung 8 zeigt, achtmal Letzter wurde, belegte in den letzten zwei Jahrzehnten kein einziges Mal den letzten Platz.

: ESC: Siege und Niederlagen von Deutschland im Balkendiagramm in der Datenanalyse-Software disy Cadenza

Abb. 10: ESC-Platzierungen von Deutschland

Deutschland hinkt hinterher

Diese Informationen über Deutschland und den ESC reichen uns natürlich noch nicht aus. Das Säulendiagramm (Abbildung 10), zeigt die Erst-, Zweit-, Dritt-, und Letztplatzierungen sowie die Anzahl der Teilnahmen Deutschlands an. Deutschland hat zwar nur zweimal gewonnen, wurde aber viermal Zweiter und fünfmal Dritter. Insgesamt landete es also elfmal auf dem Siegertreppchen. Bei 66 Teilnahmen bedeutet das, dass Deutschland durchschnittlich ungefähr jedes sechste Mal auf dem Treppchen landete. Fast genauso oft – nämlich neunmal – musste es den letzten Platz einstecken.

ESC: Siegertitel und Interpretinnen von Deutschland in der Datenanalyse-Software disy Cadenza

Abb. 11: ESC-Gewinner:innen

Aber welche Interpret:innen haben uns mit welchem Lied Gold gebracht? In Abbildung 11 ist dies zu sehen. Deutschland ist hier für einen schnellen Überblick farblich hervorgehoben. Was wir erkennen: 1982 ergatterte Nicole mit „Ein bißchen Frieden“ den ersten Platz. Erst knapp 30 Jahre später konnte Lena mit ihrem Lied „Satellite“ erneut den Sieg für Deutschland holen. Bisher sicherte sich Deutschland also nur zweimal Gold – beide Male waren Frauen die Interpretinnen.

Erfolgsversprechende Faktoren beim ESC

Frauen geben den Ton an

: ESC: Säulendiagramm mit Gewinner:innen nach Geschlecht und Gruppenkonstellation in der Datenanalyse-Software disy Cadenza

Abb. 12: Solo oder Gruppen? Weiblich oder männlich? ESC-Gewinner:innen im Vergleich nach Geschlecht

Für Deutschland trifft es zu, dass Frauen den ESC häufiger gewonnen haben als Männer. Aber ist es bei anderen Ländern auch so? Oder gewinnen Solokünstler:innen häufiger als Gruppen? Diesen Fragen gehen wir nun auf den Grund, indem wir das Säulendiagramm aus Abbildung 12 betrachten. Disclaimer: Hierbei handelt es sich um absolute Werte.

Im Allgemeinen sind Solokünstler:innen erfolgreicher als Gruppen. Während Gruppen nur neunzehnmal gewonnen haben, brachten Solokünstler:innen fünfzigmal den Sieg nach Hause. Weibliche Solokünstlerinnen können 39 Siege verbuchen, männliche „nur“ elf.

Bei Gruppen machts die Mischung: Gemischte Bands holten sich vierzehnmal den Sieg, rein männliche vier-, rein weibliche einmal.

Insgesamt ist festzuhalten, dass Solokünstlerinnen mit Abstand am häufigsten den ESC gewonnen haben. Nicole und Lena reihen sich also gut in dieses Schema ein.

Leider konnten bei der Datenrecherche keine Informationen zu allen Interpret:innen, die jemals am ESC teilgenommen haben, ausfindig gemacht werden, sodass eine prozentuale Verteilung der Gewinnendenkonstellationen nicht möglich ist.

ESC: Kreisdiagramm zur Sprache der Gewinnersongs in der Datenanalyse-Software disy Cadenza

Abb. 13: Sprachen der Gewinnersongs

Englisch spielt die erste Geige

Wie sieht es denn mit der Titelsprache der Gewinnersongs aus? Gibt es einen klaren Favoriten? Das Kreisdiagramm aus Abbildung 13 zeigt uns die Verteilung:

  • Mehr als zwei Drittel (40%, 38 Siege) der Gewinnersongs waren auf Englisch.
  • Knapp ein Viertel (25%, 23 Siege) der Gewinnersongs waren auf Französisch.
  • Große Überraschung: Italienisch (7x), Dänisch (4x) und Hebräisch (4x) sind unter den Top fünf Sprachen.

Erst seit 1999 gibt es eine neue Regelung, die eine freie Sprachauswahl erlaubt. Anfangs war es verpflichtend, in der eigenen Muttersprache zu performen. Filtern wir das Kreisdiagramm jeweils auf die Werte ab bzw. bis 1999 (Abbildung 14), sehen wir den Wandel am deutlichsten:

  • Englisch legt den beträchtlichsten Wandel hin: Von weniger als einem Drittel wächst die Anzahl der Gewinnersongs auf Englisch auf fast drei Viertel.
  • Französische Titel haben seither nicht mehr gewonnen.
  • Ukrainische Songs haben dagegen zweimal gewonnen.
  • Allgemein ist festzuhalten: Vor 1999 gab es viel mehr Variabilität bei den Sprachen der Gewinnersongs.
ESC: Kreisdiagramm mit Sprache der Gewinnersongs in der Datenanalyse-Software disy Cadenza

Abb. 14: Sprachen der Gewinnersongs vor und ab 1999

ESC: Sprache der Gewinnersongs nach Jahr in der Tabelle in der Datenanalyse-Software disy Cadenza

Abb. 15: Sprachen der Gewinnersongs nach Jahr

Diesen Wandel kann man auch gut im Zeitverlauf in der Tabelle erkennen (Abbildung 15): Während früher häufig französischsprachige Lieder das Rennen gemacht haben, sind es heute die englischsprachigen.

Alle unsere gewonnenen Erkenntnisse haben wir in verschiedenen thematisch geordneten Dashboards (Abbildungen 16, 17 und 18) zusammengetragen. So können Erkenntnisse auf einen Blick gewonnen werden.

Wir haben mit disy Cadenza leichtgewichtig und schnell Daten importiert, für unsere Zwecke aufbereitet und anschließend ausgewertet. Mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen können Sie das nächste Mal an der Kaffeemaschine glänzen.